Gedanken zu meinen Bildern

Anlässlich Re-Focus (Frankfurt 2013)

Nachdem das Gemälde seine visuell dokumentarische Aufgabe an die Photographie verloren hatte und zur expressiven Kunst wurde, und im Zuge dieser Entwicklung Ende des 19 Jhdt. die abstrakte Malerei entstand, gibt es bei den Kunstinteressierten oft die klare Präferenz entweder zur gegenständlichen Malerei oder zur abstrakten Malerei. Die Ausstellung Re-Focus spiegelt diese Aufteilung wieder – und betont sie, da sie jeden dieser Blöcke verschieden behandelt. Es gibt einen grossen Block abstrakter Bilder und einen Weiteren der gegenständlichen Gemälde. Die gegenständlichen Gemälde spannen allerdings ebenfalls ein Spektrum. Einesteils anknüpfend an die Technik vorhergehender Ausstellungen (also eher farb-dominant und expressiv)an, anderseits sind sie auf einen minimalistischen Malstil hinführend, der in Bildern wie der Freiheitsstatue, dem Kölner Dom oder dem nur strichweise angedeuteten Marble Arch kulminiert. Das sind die Bilder, denen ich den Label Re-Focus gegeben habe, angedeutete fast erahnende Motive, Insider-Bilder, die mehr suggerieren als darstellen. Wenn dies den Betrachter inspiriert, haben diese Bilder der Re-Focus Reihe ihren Zweck erfüllt. Ein spannender Nebeneffekt ist auch die Gegenüberstellung der RE-Focus Bilder mit den expressiven Bildern vergangener Jahre sein, die ja auch oft gleiche Motive haben, und deshalb auch in dieser Ausstellung bewusst gezeigt werden.

Abstrakte Bilder können rein dekorativ sein und manche Kunstliebhaber sehen in dem Abstrakten das einfachere, und universell brauchbarere Bild. Es ist aber auch die viel kontroversere Kunstrichtung. In einem gegenständlichen Bild kann auch ein neutraler Betrachter eventuell eine gewisse Fertigkeit des Künstlers feststellen. Der Satz, ‚das kann mein Neffe auch‘ kommt öfter bei abstrakten Bildern vor. Was gegenständliche und abstrakte Bilder gemeinsam haben ist, dass beide nur dann nachhaltig wirken wenn sie den Betrachter inspirieren.

Und dabei tut sich der Betrachter mit dem abstrakten Bild oft viel schwerer. Wir suchen alle das Gegenständliche im Abstrakten, Schuld daran ist vielleicht Kandinski, der auf seiner Reise vom Gegenständlichen zum Abstrakten, das Semi-Abstrakte mehr als nur touchierte. Unser Auge versucht einen Sinn zu finden, Zusammenhänge. Wenn diese nicht gefunden werden führt es manchmal zu einer inneren Frustration, Abschalten, Langeweile. Alles eher das Gegenteil von Inspiration. Grundsätzlich muss man also mal akzeptieren, dass ein abstraktes Bild keinen gegenständlichen Inhalt hat.

Wie kann man aber den Sinnen hier ausreichend Auslauf geben um diese Inspiration freizusetzen? Dem Auge, durch Farbkombinationen oder vielleicht durch einen Titel, der das nicht-Gegenständliche unterstreicht (wie bei Re-Focus zum Beispiel die Bilder Harmonie, Dissonanz, Dreiklang, Tusch und Bass). Als Kontrapunkt zum glatten, farb-minimalisierenden gegenständlichen Re-Focus Bild, habe ich den Abstrakten eine starke Oberflächenstruktur gegeben. Der Tastsinn wird angesprochen und so betrachtet das Auge und die Hand und zusammen können Struktur, Farbe und Komposition wirken.

Ich hoffe in der Ausstellung so jedem Block gerecht zu werden, die Entwicklung vom expressiven gegenständlichen Bild zum ‚RE-Focus‘ Bild und dem abstrakten, strukturierten hedonistischen Bild.

Following the development of photography and the role of painting moving from the documenting to the expressive, the development in the Arts moved quickly towards abstract art. Ever since these two branches of art developed each on their own, art-lovers are often leaning towards one rather than the other, some only love abstract art, as they often find it more neutral and applicable. The exhibition Re-Focus comprises a significant selection of abstract paintings and non-abstract, emphasizing the difference by adopting different approaches for each category. The non-abstract paintings are also on a spectrum including the color-intensive expressionistic technique already shown in previous exhibitions and leading to a minimalist style, which culminates in the paintings of the statue of liberty, Cologne Cathedral or the just hinted-at Marble Arch. It is these paintings that are the essence of the Re-Focus exhibition, where the observer senses the motive rather than seeing it, these paintings suggest a motive rather than depicting it, with the intention to inspiring the observer. Re-Focus also includes some older paintings , often with identical motives, and therefore creating an interesting contrast to the Re-Focus version of the motive.

Abstract Paintings can be purely decorative and some art lovers consider abstract paintings easier and more adaptable painting. That the user’s view. From an art lover’s view it is also a much more controversial type of art. With a non-abstract art it is easier to detect a superior artist than with abstract paintings and sentences like ‘my grandmother can do that too’ are not so frequent as with abstract art. The common ground of abstract and non-abstract paintings is that they are only lasting if the viewer is inspired when looking at the paintings.

However, to unlock the inspiration is often more difficult with an abstract painting, perhaps something owed to Kandinsky, who, on this journey from non-abstract to abstract paintings more than just touched the semi-abstract. Our mind seeks to make sense of things, label them and box them up. It wants to connect. If the mind is unable to find the underlying logic it can turn quickly to frustration or boredom – sentiments that lie on the opposite end of the spectrum from inspiration. Therefore, when viewing an abstract painting, accept that it has no content.

That said, is there a way to attract other senses to obtain a feeling of satisfaction even without a readily visible content? Obviously, the eye will react to certain colour combinations, or perhaps by adding a title to a painting than underscores the non-concrete (like those paintings depicting Harmony, Dissonance, Accord, etc). In the exhibition Re-Focus I have used a contrast to the smooth, minimalisticly-coloured concrete paintings and I used structure, a painting to touch and experience mot only with your eyes but also with your hands. In combination the paintings can be explored through their structure, colour and composition, Mind, eyes and hands.

I do hope to be able to do justice the abstract and non-abstract paintings and illustrate the development from the expressive concrete painting to the RE-Focus type of painting and the abstract, structured – hedonistic – paintings.

Was bedeutet Before Breakfast?

Before Breakfast ist ein ungewöhnlicher Titel für eine Bilderausstellung und dennoch ist dieser tägliche Moment in diesem Falle sehr treffend. Es ist der geistige Janus. Er verbindet das Träumerische, Traumfetzen und Albtraumfragmente, die Realität des grellen Lichtes eines neuen Tages, dem man sich vielleicht nicht, oder noch nicht, gewachsen fühlt. Die eine Fratze des Janus ist auf das Gestern gerichtet, das in Träumen verarbeitete Vergangene - noch da, verkatert, und noch nicht weggespült vom Aufmerksamkeit-fordernden ersten Kaffee des Tages. Der geistige wie der körperliche Tonus muss noch anlaufen.

Als Janus beinhaltet dieser Begriff aber auch ein feines Gesicht, ein Jungfräuliches, ein Unverbrauchtes. Eine unbändige Anzahl von Emotionen werden neu gebündelt in einer Strahlkraft von Optimismus, Neuem, Neuanfang und Neugier, dem Gegenwärtigen. Ein Beginnen, eine neue Chance an diesem anbrechenden Tag etwas zu erreichen, anzustreben oder abzuschliessen, den Aufbruch ins täglich Ungewisse – mit allen Risiken. Freude, Zuversicht, Angst, Sehnsucht und Hoffnung - alle Gefühle und Emotionen in schillernder Klarheit - irgendwo im Bewusstsein abgespeichert, werden sie langsam zugänglich, ja, dominant.

Before Breakfast ist der Schmelzpunkt dieser beiden Gesichter. An ihm gehen sie nahtlos ineinander über - Emotionsüberlappungen, und es ist der Moment, der als Höhe- und der Scheidepunkt dieser verschiedenen Emotionen herausragt. Die Bilder dieser Ausstellung sollen genau diesen Reichtum an Emotionen widerspiegeln und doch Raum für Interpretation des Betrachters lassen - ob es die Fratze von gestern oder das feine Gesicht von heute ist. Den neuen Tag, den neuen Anfang und den Lebensoptimismus sollen sie inspirieren.

Wieso Meilensteine?

Meilensteine können chronologisch oder räumlich sein. Sie dokumentieren Veränderung, Fortschritt, innere Entwicklung, Abstand, aber auch das veränderte Umfeld und Abschied. Sie sind Zeichen des Erreichens, des Weiterkommens, des Progresses und laden ein anzuhalten und zurückzuschauen, oft auf der Mitte des Weges zum grösseren Ziel. Meilensteine sind Resultat der Aktion des einzelnen Menschen, sie sind Zeichen persönlicher Initiative und ein Beweis des individuellen Erfolges.

Die Ausstellung beschäftigt sich mit den oben genannten Aspekten. Die Bilder des Holstentores oder des Brandenburger Tores stellen Meilensteine dar – man ist angekommen und schaut zurück auf den zurückgelegten Weg bevor man sich der Stadt zuwendet. Die Inschrift über dem Holstentor besagt: „Eintracht zu Hause, Frieden draussen“ (Concordia Domi Foris Pax) – ein würdiges Weltmotto.

Meilensteine sind aber auch erreichte Ziele der Zivilisation. Das Bild des Frankfurter Römer zeigt im Vordergrund die Feierstätte der deutschen Kaiser, den Römer, daneben, die Paulskirche als Symbol der Demokratie und dahinter die moderne Frankfurter Hochhauswelt der globalisierten Wirtschaft. Auch technische oder architektonische Zeugnisse der Genialität vergangener Generationen, die am kulturellen Gesamtwerk der Menschheit gearbeitet haben, sind Meilensteine, wie zum Beispiel der Kölner Dom, die Schwebebahn oder die gewaltige Nürnberger Burg.

Meilensteine, das Weitermachen, die Aktivität, spenden aber auch die Motivation weiterzumachen. Der Shadow-Climber will nach oben. Er gibt sich nicht mit der Felsspalte, die er erreicht hat, zufrieden. Der Weg im Erzgebirge geht mysteriös weiter nach oben, das Matterhorn steht als Herausforderung hinter einem warnenden Kreuz.

Meilensteine laden aber auch zur Rast ein. Rast bedeutet das Reflektieren des Vergangenen und da Meilensteine ein individueller Erfolg sind, ist es oft die persönliche Stille, wie zum Beispiel bei dem Bild des Regenfrosches, in dem der Betrachter in einem polychromen Ölregen einen Frosch auf einem Blatt in einem Waldsee vom lehmigen Ufer aus betrachtet. Königliche – gesuchte - Einsamkeit und Entrückung in einem zu Stein gewordenen Traum ist der Zauberregen von Neuschwanstein während der Schwarzwald und der Königssee rustikale Ruhe, Demut und Gottesschutz vermitteln.

Meilensteine sind Steine, die das vom Mensch geschaffene dokumentieren, auch die Zerstörung der Materie und des Geistes. Das Bild der Gedächtniskirche – in versöhnlichem Rot – und das Bild des Holocaust Memorials in Berlin sind eindrucksvolle, ja ergreifende Beispiele. Das Bild der neuerrichteten Frauenkirche in Dresden ist Zeugnis des Wiederaufbaus nach der Zerstörung, die Narben sind noch überall drum herum aber die Kirche ist erstanden. Aktivität des Einzelnen ist nicht immer nur Erfolg sondern auch Stolpern, Zerstören, Verletzen. Man fängt bei Null an – und geht zum nächsten Meilenstein.

Und warum gibt es dann das Bild ‚Churchill’, mit einem sich spiegelnden Matterhorn und lauter kleinen Kölner Domen? Ich weiss nicht, das ist künstlerische Freiheit, vielleicht weil beides monumentale Steinmassen sind.

Aus der Beschreibung zur Ausstellung METROPOLIghtS:

Die abstrakten und semiabstrakten Bilder sind für moderne Grossstadtapartments wie geschaffen. Meist quadratisch und aussagestark, lassen sie sich durch ihre farbliche Intensität hervorragend in moderne, helle und grosszügige Räume integrieren. Der Maler fasst es so zusammen: „Dies ist gleichsam die andere Seite des Spektrums. Auf der einen Seite das grosse Städteportrait als Gesamteindruck – auf der anderen Seite der Fokus auf einen Raum in einer solchen Stadt. Ein Raum in einer Stadt ist wie ein Atom, der kleinste einheitliche Baustein, der aber zusammen mit allen anderen ’Atomen’ das Gesamtbild zum Schillern bringt“.
Die Bilder sind in Öl gefangene Dynamik und Farbintensität – und das ist die einzige offensichtliche Gemeinsamkeit. Der Maler hat bewusst versucht, jedes Stadtportrait durch einen eigenen Stil zu betonen. So kommt in dem Bild London der Eindruck verregneter Strassen ebenso zum Ausdruck wie in dem Moskau Portrait das mystisch-geheimnisvolle Blau oder die schwüle, von exotischen Düften durchdrungene Atmosphäre von Hong Kong. In allen Bildern wurde reichlich mit Farbe, Leinsamenöl und Dammarlack gearbeitet, und neben Pinseln und Spachteln wurde auch das ‚Farbschleudern’ bewusst eingesetzt, denn schon der Malstil soll die Vielfalt der Metropolen reflektieren.

Eigene Eindrücke von den Bildern erhalten Sie selbst, z. B. hier.

www.ml-paintings.com